Bloß nicht
frech werden, gerade sitzen und stets Freundlichkeit heucheln. Die Liste der
gesellschaftlichen Etiketten mit denen wir schon unsere Sprößlinge zupflastern
füllt mit Sicherheit ein ganzes Bücherregal. Zuerst nachdenken dann reden, die
Antwort auf eine böse E-Mail immer überschlafen und alle irrationalen Gedanken
mit dem Psychologen zu Tode debattieren. All diese runtergewürgten,
vermeintlich unvernünftigen Reaktionen lassen sich dadurch doch nicht
unschädlich machen. Zum Rückzug gezwungen bilden sie mit ihren ständig neu
eintreffenden Verbündeten eine Armee deren Angriff keine Seele übersteht. Psychische
Apokalypse quasi vorprogrammiert. Heute Morgen hab ich mich selbst zur Friedenstaube
erklärt und dem Feind im unterbe-wussten Graben Zugeständnisse versprochen. Voila,
der Krieg ist beendet. Denkste! Es fängt erst an. Wütende Gegenüber,
verschmähte Bittsteller und ein Haufen empörter kopfschüttelnder Mitmenschen
die der Friedenstaube gern die Flügel brechen würden. Worauf ich diese unlautere Aussage stütze? Ich will es mal so formulieren:
Ich hab
mich lange mit meiner Psyche, meinen Problemen, meinen Gedanken, meiner
Depression, meinen Beziehungen, meiner Familie, meinen Freunden und Mitmenschen,
meinen Therapeuten und sonstigen Vorkommnissen die so ein LEBEN für einen parat
hält, beschäftigt. Mein Fazit hat zwar etwas auf sich warten lassen, dafür
überzeugt es mich aber umso mehr. Warum zum Kuckuck wenden wir so viel Energie,
Zeit und Geld dafür auf uns selbst reparieren zu wollen? Wir leugnen unsere
Identität indem wir haufenweise Psychopharmaka in uns stopfen und wundern uns
warum der bloße Gedanke an eine bessere Zukunft uns nicht heilt. Wir wollen
kein Mainstream sein, aber ersticken jeden Samen Individualität in sozialen
Zwängen und gesellschaftlichem Prestige-Wettbewerb. Böse, hinterlistige, arge
Welt. Aber so einfach ist das nicht. Wir neigen dazu die Wahrheit zu
ignorieren. In jedem Augenblick haben wir die Möglichkeit uns zu entscheiden.
Love it or leave it. Was ist an dieser Aussage so schwer zu verstehen?
Stattdessen doktorn wir so lange an einer Sache herum bis wir sie bitterböse
enttäuscht schlecht machen aber
keinesfalls liegen lassen. Genauso verfahren wir mit uns. Spalten jeden Moment
in seine Atome um möglichst viel Reingewinn herauszupressen, lassen unsere
Gefühle nicht zu weil sie uns womöglich Angst machen oder nicht in unser
Wunschdenken passen. Fuck it. Wieso verbuddle ich meine Persönlichkeit um mich
in lähmenden Gesprächen mit meinem Therapeuten „wieder selbst zu finden“?
Selbstkasteiung mittels Seelenstrip weil nur unter Tränen erarbeitete
Erkenntnis schätzbar ist? Paradox? Verrückt? Komisch? Tja … Wir plappern die
Worte Toleranz, Eigenständigkeit, Selbstliebe in jedem zweiten Gespräch nach,
ohne auch nur eine Secunde darüber nachzudenken wie es wohl wäre sich selbst
ggüber ein bisserl nachsichtiger zu sein. Wieso tun wir so als wäre alles
schlecht und undenkbar furchtbar? Wir leben in einer Zeit die uns sehr viele
Freiheiten bietet und sperren unser ich weg als wäre es ein trotziges Kind das
aufs Zimmer geschickt wird. Ich weigere mich zu glauben dass wir alle so verkorkst sind und uns ändern, therapieren, ablenken, beschäftigen und verbiegen müssen. Nichts da. Jetzt bin ich mal ich. Ja, mit all meinen Fehlern, Launen, trüben und lustigen, schönen und furchtbaren Gedanken. Mit all meinem Ballast - mein Rucksack ist wetter- und reißfest. Wir halten schon was aus. Ich bin ich - mit meinen Hoffnungen und Ängsten - und wem es nicht passt soll bitte die Straßenseite wechseln.
Wie soll ich authentisch sein wenn ich all die Eigenschaften die meiner Persönlichkeit schlussendlich die Individualität geschenkt haben, anprangere und einer Hexenverfolgung ähnelnd verteufle? Mein schriftlicher Erguss ist nicht als Aufruf zur Rebellion gegen Gesellschaft und Struktur zu verstehen. Ich habe heute Früh erkannt, dass ich cool und tragbar bin. Meine Marke **ich** trage und ertrage ich - mit all ihren Spuren der Vergangenheit, der schönen und nicht so tollen Erlebnisse - und ihrer wunderbaren Kunst der Selbstreflexion. Ich will nicht sein. Ich bin.
Uups, jetzt habe ich wohl meine Blog-Jungfräulichkeit verloren. Es tat nicht weh, es war schön und ich will mehr davon.
Ich widme diesen ersten Blog meiner besten Freundin, meiner treuen Gedanken-Gefährtin, meiner schärfsten Kritikerin und meinem größten Fan - die mir bereits vor Monaten den Account eingerichtet hat und wohl ihren Augen noch immer nicht traut dass **ich** wirklich gebloggt habe.
Wie soll ich authentisch sein wenn ich all die Eigenschaften die meiner Persönlichkeit schlussendlich die Individualität geschenkt haben, anprangere und einer Hexenverfolgung ähnelnd verteufle? Mein schriftlicher Erguss ist nicht als Aufruf zur Rebellion gegen Gesellschaft und Struktur zu verstehen. Ich habe heute Früh erkannt, dass ich cool und tragbar bin. Meine Marke **ich** trage und ertrage ich - mit all ihren Spuren der Vergangenheit, der schönen und nicht so tollen Erlebnisse - und ihrer wunderbaren Kunst der Selbstreflexion. Ich will nicht sein. Ich bin.
Uups, jetzt habe ich wohl meine Blog-Jungfräulichkeit verloren. Es tat nicht weh, es war schön und ich will mehr davon.
Ich widme diesen ersten Blog meiner besten Freundin, meiner treuen Gedanken-Gefährtin, meiner schärfsten Kritikerin und meinem größten Fan - die mir bereits vor Monaten den Account eingerichtet hat und wohl ihren Augen noch immer nicht traut dass **ich** wirklich gebloggt habe.